Doppeltreffer
Doppeltreffer treten dann auf, wenn beim Setzen des Treffers nicht ausreichend auf die Eigensicherung geachtet wird. Der Fechter trifft die Blöße seines Gegners und öffnet durch eine nicht sauber ausgeführte Technik gleichzeitig eine eigene Blöße, an der er dann selbst getroffen wird.
Doppeltreffer sind bei modernen Fecht-Wettkämpfen sehr häufig. Beide Kämpfer bleiben aber unverletzt, weil sie gut geschützt sind. Schutzausrüstung hat deshalb erhebliche Konsequenzen auf die Art der im Kampf eingesetzten Techniken: Die Kontrolle der anderen Waffe kann getrost vernachlässigt werden. Den Schutz übernimmt die Ausrüstung. Der Fokus liegt auf Schnelligkeit und Kondition. Nur sie führen zum Sieg.
Aber das ist dann auch kein Bloßfechten mehr, wie es im Mittelalter ausgeübt wurde, sondern eher eine Art Harnischfechten. Das aber erforderte gänzlich andere Techniken.
Es handelt sich somit bei einem modernen sportlichen Wettkampf mit ausgeprägten Sicherheitsvorkehrungen um eine künstliche Situation, wie sie in der damaligen Realität eines ernsten Kampfes im Bloßfechten nicht vorgekommen ist.
Die Schutzausrüstung und das Sportreglement haben entscheidende psychologische Folgen, die alles verändern: Im Bewusstsein der eigenen Unverletzlichkeit stürmen die Fechter ungestüm nach vorne, um ihre Punkte zu erringen.
Dabei wird die Eigensicherung regelmäßig vernachlässigt. Denn Eigentreffer sind im Sportfechten zwar ärgerlich, haben aber außer einem Punktabzug -wenn überhaupt – keine weiteren Folgen. Der risikobereitere bzw. schnellere Fechter gewinnt. Vielleicht braucht es dazu mehrere Anläufe, aber irgendwann hat man dann doch seine Punkte für den Sieg erreicht.
Handelte es sich um einen wirklich ungerüsteten Kampf, also ohne jegliche Schutzausrüstung, dann würden die Fechter auch mit stumpfen biegsamen Waffen mindestens sehr schmerzhafte Blessuren, wenn nicht sogar ernste Verletzungen davontragen. Und wenn es sich um einen realen Kampf mit scharfen Waffen handelte, dann würden die Kämpfer schwere oder gar tödliche Verletzungen erleiden.
Während also die Fechter in sportlichen Wettkämpfen in der Regel mehrfach selbst getroffen werden und dennoch gewinnen können, ist in der Realität nur derjenige Sieger, der keinen einzigen oder höchstens einen oder wenige nur geringfügige Treffer erleidet.