Die historischen Quellen - eine Auswahl:
Schwert und Buckler
Langes Schwert - andere Traditionen
Langes Schwert - spätere Handschriften
[kk 5012, Ende 15. Jhd., Peter Falkner oder P5012]
[Joachim Meyer: Gründtliche Beschreibung…, 1570, Strassburg, Bayer. Staatsbibliothek München]
Langes Schwert - Liechtenauer Tradition
[I.6.40.3, 1450, Jude Lew, Universitätsbibliothek Augsburg]
[Cod.icon.394a, 1467, Hans Talhoffer, Bayerische Staatsbibliothek München]
M.I.29, 1491, Hans von Speyer, Universitätsbibliothek Salzburg]
[Ms. germ.quart.2020, 1510-20, Anonymus („Goliath“), Jagelonische Bibliothek Krakau]
Rekonstruktion des mittelalterlichen Schwertkampfs anhand der historischen Schriften
Die historische Kunst des Schwertkampfes ist in Europa nach dem 16. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Aber es existieren vor allem im deutschen Sprachraum eine große Zahl an mittelalterlichen Fechthandschriften, in denen die Ausübung dieser Kunst schriftlich festgehalten wurde. Dies ermöglicht eine Rekonstruktion der damaligen Techniken. Wir konzentrieren uns dabei auf die ältesten erhaltenen Fecht-Manuskripte. Sie wurden in der Zeit vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben.
Die erste Fechthandschrift – das MS I.33 oder auch Towerfechtbuch genannt – stammt aus der Zeit um 1320 und behandelt das Fechten mit Schwert und Buckler. Die nächste stammt vermutlich aus dem Jahr 1389. Sie ist im sog. Nürnberger Hausbuch GNM 3227a enthalten auch als Dobringer-Handschrift bekannt. Sie behandelt den Kampf mit dem langen Schwert. Sie ist die erste in einer langen Reihe, die sich auf die Tradition Johannes Liechtenauers berufen.
Wir gehen davon aus, dass die ursprünglich beschriebenen Techniken ein hocheffizientes Kampfsystem darstellen, das damals im Ernstkampf regelmäßig angewendet wurde.
Das 14. und 15. Jahrhundert, war eine Zeit, als man noch Zweikämpfe auf Leib und Leben (im Gottesurteil etc.) auszufechten pflegte. Dies war auch eine Zeit, in der es nicht unüblich war, im Alltag seine Ehre und sein Hab und Gut mit der blanken Waffe zu verteidigen. Und für die Adligen war das Erlernen und fortwährende Üben der Fechtkunst die Vorbereitung für deren ureigensten Daseinszweck, nämlich das Kriegshandwerk. All dies zeigt: die Fechtkunst besaß damals sehr große praktische Bedeutung.
Nach unserem Verständnis wandelte sich diese – auf reale Kampfsituationen ausgerichtete – Fechtkunst dann im weiteren Verlauf zu einer sportlichen Disziplin. Diese war im 16. Jahrhundert vermutlich in den Städten weit verbreitet. Aber sie wurde aus Sicherheitsgründen um einige wesentliche Techniken (wie den Stich) reduziert. Dies wird im 1570 (und 1600) veröffentlichten, gedruckten Fechtbuch von Joachim Meyer deutlich.
Unser Interesse liegt in der ursprünglichen Kampfkunst, also im damaligen Ernstkampf. Wir wollen möglichst realitätsgetreu historisch fechten (soweit dies mit stumpfen Schwertern und einer Mindestanforderung an Schutz realisierbar ist). Deswegen konzentrieren wir uns bei der Rekonstruktion auf die älteren Manuskripte.
Das Studium der späteren Fechtbücher, wie dem von Joachim Meyer, dient dabei aber als wertvolle Hilfe.